Schwarze Kutten, laute Motorräder und der Glaube an Gott: All das vereint die Jesus Biker. Einer von ihnen hat einen Gottesdienst in Schönenberg-Kübelberg organisiert. Was ihn antreibt.
Nächster Halt: die Evangelische Christusgemeinde Schönenberg-Kübelberg. Albert Geis ist auf seinem Motorrad – einer Suzuki Intruder – unterwegs und steuert diesmal das EC-Gemeinschaftshaus an. Dabei ist er jedoch nicht allein. Begleitet wird der 75-Jährige von einer Motorrad-Gang. Sie wollen einen Gottesdienst feiern. Was erst einmal seltsam klingt, wird mit einem Blick auf die Lederwesten, beziehungsweise die Kutten, der Motorradfahrer klarer: Diese ziert nämlich ein großer Aufnäher mit der Aufschrift „Jesus Christus, Weg – Wahrheit – Leben“.
Bei der Gang handelt es sich also nicht um Hells Angels. Im Gegenteil. Die Motorrad-Clique nennt sich Jesus Biker und ist laut Homepage „im Auftrag des Herrn bei Wind und Wetter unterwegs“. Geis selbst trägt seine Kutte seit August 2023 und ist stolz darauf, Teil der Gemeinschaft zu sein. „Ich steige nie mehr ohne die Kutte auf mein Motorrad“, sagt der Waldmohrer, der seit über 30 Jahren mit seiner Intruder unterwegs ist.
Durch TV-Reportage aufmerksam geworden
Auf den konfessionsübergreifenden christlichen Biker-Klub ist Geis durch eine Reportage im Fernsehen, aufmerksam geworden. „Der Spirit der Jesus Biker in Verbindung mit meinem Glauben an Jesus Christus hat mich fasziniert. Danach habe ich Kontakt mit dem Gründer der Jesus Biker, Dr. Thomas Draxler, aufgenommen“, erinnert sich Geis. Nach einem Treffen sei er sofort „Feuer und Flamme“ gewesen, fügt er an.
Einen Präsidenten, wie sonst üblich, gebe es nicht. „Dieser Motorradclub hat keinen irdischen Präsidenten. Jesus Christus ist Präsident und das Statut ist die Bibel“, sagt Geis. Trotzdem muss der Klub geleitet werden und dabei hilft Geis gerne. Den ersten Auftritt bei der Evangelischen Christusgemeinde in Schönenberg-Kübelberg hat Geis, der das älteste Mitglied im Klub ist, organisiert. Mit ihm nehmen zwölf Jesus Biker teil.
Eine Harley signiert vom Papst
Mit Kirchgang aber ist es für die Motorradfreunde nicht getan: Die Mitglieder verfolgen karitative Projekte. Die Erlöse daraus landen dann beispielsweise bei wohltätigen Organisationen wie der DKMS, die für die Registrierung von Knochenmarkspendern zuständig ist.
Eine besondere Aktion veranstalteten die Biker bereits im Jahr 2017. Als „Harley für den Papst“ versteigerten Draxler und Co. ein vom Papst signiertes Harley-Davidson-Motorrad für 56.000 Euro zugunsten eines Waisenhauses in Uganda. Geis nimmt gerne an den Aktionen seines Klubs teil und fährt dementsprechend viele Kilometer. Mittlerweile sind die Biker mit einer fahrbaren Suppenküche, der „Kanone der Nächstenliebe“ und einem Automaten als „Brezelstand der Barmherzigkeit“ unterwegs, um zu helfen.
Kein Klubhaus, dafür aber Kirchen
Einen Treffpunkt in Form einen Klubhauses kann er allerdings nicht ansteuern. Denn die Jesus Biker haben schlicht keins. Als Heimat sehen sie Kirchen und Gemeindehäuser an. Vielleicht sind Geis und Co. ja demnächst wieder in der Nähe, lassen ihren Motor aufheulen und verbreiten die „Frohe Botschaft auf eine friedliche Art“. Denn die Motorradfahrer sind für ein friedliches Miteinander und gegen Spaltung sowie Extremismus.